Die Niers ist ein Zufluss der Maas am linken Niederrhein. Sie entspringt in Kuckum bei Erkelenz um nach 117,6 km Fließstrecke bei Gennep in die Maas zu münden. Das Einzugsgebiet umfasst 1380,63 Quadratkilometer und wird von 735.000 Menschen bewohnt.
Die erste schriftliche Erwähnung der Niers datiert aus dem 1. – 4. Jahrhundert. Bis heute wurde von und mit diesem Gewässer gelebt, was bleibende Spuren hinterlassen hat.
Seit dem 13. Jahrhundert wurde die bis dahin mäandrierende Niers nach und nach begradigt, um Fallhöhe für Mühlenanlagen zu gewinnen. Bis zum Ende des 19. Jahrhundert entstanden so insgesamt 52 Mühlen an der Niers.
Durch die Entwicklung der Industrie, insbesondere der Textilbranche, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und der damit verbundenen rasanten Bevölkerungsentwicklung kamen zusätzliche Probleme durch Abwasser und Schlamm hinzu. Da es damals noch keine Kläranlagen gab, entwickelte sich die Niers zu einem Abwasserkanal.
Erst nach zunächst vereinzelten Anstrengungen der Städte und Gemeinden, aber insbesondere nach der Gründung des Niersverbandes im Jahre 1927 besserte sich die Situation wieder. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts änderte sich das Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge und ein Umdenken begann. Mit dem Niersauen-Konzept in den 90er Jahren wurde der Grundstein für einen streckenweise naturnahen Rückbau der Niers gelegt.
Heute ist das Konzept mit Berücksichtigung der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie fortgeschrieben und in einen Masterplan Niersgebiet ausgeweitet worden.
In Zusammenarbeit mit der AVG Baustoffe Goch und der AVG Transport hat der Niersverband seit 2014 bereits einige Teilabschnitte verwirklicht:
Binnenfeld
Unter dem Projekttitel Binnenfeld rund um das denkmalgeschützte Herrenhaus te Gesselen in Kevelaer-Wetten wurde die Niers auf einer Länge von heute 1.060 m naturnah umgestaltet.
Rund 75.000 m³ Boden mussten dazu bewegt werden. Davon wurden alleine vom Niersverband über 110.000 t Boden auf die Fahrzeuge der AVG Transport verladen. Mit täglich bis zu 15 LKW im Pendelverkehr wurde der Boden dann zur AVG Baustoffe Goch verbracht. Aus Gründen des Artenschutzes war das Zeitfenster für die Bauarbeiten vom 01.08. bis zum 31.01. begrenzt. Im Winter 2014 / 2015 fanden bereits Vorarbeiten statt. Mit dem eigentlichen Bau wurde dann im September 2015 begonnen. Bedingt durch die widrigen Witterungsbedingungen in der zweiten Jahreshälfte 2015 konnte die Maßnahme nicht im Januar 2016 fertig gestellt werden. Ab August 2016 wurden die restlichen Arbeiten ausgeführt. Die Maßnahme konnte im Februar 2017 fertig gestellt werden.
Kessel
In der Nähe der Ortschaft Kessel bei Goch wird zur Zeit die Niers in zwei Teilabschnitten naturnah umgestaltet.
Neben der Laufverlängerung und -verbreiterung wird der Gewässerlauf mit so genannten Strukturelementen, z. B. dicken Ästen und Baumstämmen, ausgestattet, um eine eigendynamische Gewässer- und Auenentwicklung zu initiieren. Es entstehen Nebenarme, Altarme, flache und steile Ufer, Ruhezonen für Tiere und Pflanzen sowie flachere und tiefere Gewässerbereiche.
Die Wegeführung ist so angelegt, dass Bürgerinnen und Bürger die „neue“ Niers erleben können. Auf dem Hauptlauf wird weiterhin das Befahren mit Paddelbooten möglich sein. Es wird aber auch unzugängliche Bereiche in den Nebenarmen geben, die der natürlichen Entwicklung überlassen werden.
Die Bauarbeiten für den ersten Teilabschnitt der Umgestaltungsmaßnahme konnten Ende Juni 2018 fertig gestellt werden. Auf der rund 29 ha großen Fläche „Kranenburger Str. West“ wurde die Niers um 300 m verlängert und zusätzlich 250 m Nebenläufe angelegt. Hierzu wurden ca. 30.000 m3 Boden vom Niersverband bewegt. 60.000 t davon wurden mit AVG eigenem Bagger und Personal verladen und von der AVG Transport zur AVG Baustoffe Goch verbracht. Im Zuge der Maßnahme konnte auf der Fläche rund 25.000 m3 zusätzlicher Rückhalteraum für Hochwasserereignisse geschaffen werden.
Bild: Der erste Bauabschnitt “Kranenburger Str. West” aus der Luft
Bild: Gerade wurde der zweiten Teilabschnitt „Kranenburger Str. Ost“ abgeschlossen, bei dem die AVG die gleichen Aufgaben übernahm wie im 1. Abschnitt.
Bild: Der dritter Teilabschnitt „Romberg Ost“ ist zurzeit in Arbeit.
Wie die Natur sich erholt
In den letzten 150 Jahren bestimmten die dramatischen Veränderungen der Wasserqualität der Niers bestimmten das Leben im Gewässer. Durch die zunehmende Industrialisierung und die steigende Einleitung ungeklärter Abwässer galt die Niers bereits um 1900 in weiten Teilen als „biologisch tot“. Intensiver Ausbau und Modernisierung der Kläranlagen führen vor allem seit Beginn der 80er Jahre zu einem stetigen und deutlichen Anstieg der Wasserqualität. Durch diese positive Entwicklung ist die Niers wieder ein Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen geworden.
Quellen-Angaben: https://www.niersverband.de/gewaesser/die-niers – Texte, historische Bilder, Panoramafoto, Karte Kessel und Insekten-Tabelle. Reinhold Pancherz – Bilder Baustelle Kessel.
Niergebiet, Deutschland
AVG Baustoffe und AVG Transport
Niersverband
2014 – 2019