Ein Bart, ein Rock oder ein dunkler Teint: das Bild der alliierten Befreier ist vielfältig

Ein marokkanischer Soldat schleift sein Bajonett. Italien 1944.
Afro Amerikaanse soldaten met munitie in Wijchen. Zwarte soldaten in Wijchen. (Bron: Collectie Gelderland, objectnr. 4.2.1.283)
Een portretfoto van Captain D.H. Currie, de Company Commander van de Cape Breton Highlanders. Deze opname is in Bolsward gemaakt. (Bron: Verzetsmuseum Friesland op beeldbank WO2. Beeldnr. 119489)

Ein Bart, ein Rock oder ein dunkler Teint: das Bild der alliierten Befreier ist vielfältig

Ein Foto von afro-amerikanischen Soldaten in Wijchen im Herbst 1944 hat mich zum Nachdenken gebracht. Auf das Foto stieß ich bei meiner Suche nach historischen Informationen für eine Voruntersuchung über das Vorhandensein von explosiven Kampfmittelrückständen. Mir ist aufgefallen, dass das Gesicht unserer Befreier vielfältiger ist, als es den meisten von uns bewusst ist. Die meisten denken sofort an die Amerikaner und die Briten, wenn sie Begriffe wie „Alliierte“ und „Befreier” hören. Einige werden an die Kanadier und die Franzosen denken. Noch weniger werden an die Niederländer im englischen Exil, die Belgier, die Luxemburger und die Polen denken. Und vielleicht denkt kaum jemand an die Norweger, die Afroamerikaner und die Marokkaner. Sie alle haben aber auch ihren Beitrag zur Befreiung geleistet.

Als die Niederlande am 10. Mai 1940 von deutschen Truppen angegriffen wurden, kam den Niederlanden der Verbündete Frankreich zu Hilfe. Viele französische Soldaten gelangten über Zeeuws-Vlaanderen in die Niederlande. Unter den französischen Truppen befanden sich auch Marokkaner und Algerier. Dies war ein Ergebnis der Kolonialherrschaft Frankreichs über Marokko und Algerien. Daher wurden von den Franzosen komplette marokkanische und algerische Regimenter aufgestellt. Nicht nur 1940 kämpften diese Truppen gegen die deutschen Einheiten. Sie bewährten sich auch 1942, als sie bei der Operation Torch, der Landung in Nordafrika, erneut gegen die deutschen Soldaten kämpften. Die alliierte Invasion in Nordafrika, die am 13. Mai 1943 endete, wurde durch sie ermöglicht. Nordafrika konnte somit zur Wiege der neuen französischen Armee werden, die schließlich an drei Invasionen auf dem europäischen Kontinent teilnehmen sollte.

Am 12. September 1944 wurde das erste niederländische Dorf befreit. Während der Befreiung der Niederlande haben viele verschiedene Nationalitäten für unsere Freiheit gekämpft. Viele Nationalitäten standen unter britischem Kommando. Das gilt auch für die Brigade Piron. Bei der Brigade Piron handelte es sich um eine gemischte Division aus Belgiern und Luxemburgern. Ebenso wie die Soldaten der niederländischen Prinses-Irene-Brigade wurden sie in England für den Kampf auf dem Kontinent rekrutiert und ausgebildet. Zwei Monate nach Beginn der alliierten Invasion landete die Piron-Brigade in der Normandie. Die Soldaten rückten sofort vor, um sich den Briten anzuschließen. Ihre Aufgabe war es, die rechte Flanke der Briten bei Angriffsbewegungen zu sichern. Am 25. September 1944 rückte die Brigade Piron in die niederländische Stadt Thorn ein.

Um die südlichen Niederlande zu befreien, mussten schwere Kämpfe ausgetragen werden. Die Schlacht an der Schelde in Zeeland von Oktober bis November 1944 und die Schlacht am Kapelsche Veer im Winter 1944-1945 in Westbrabant sind hierfür typische Beispiele. Bei beiden Operationen wurden schwere Verluste erlitten, vor allem auf polnischer Seite. Die Polen waren im Oktober mit der 1. polnischen Panzerdivision in die Niederlande eingerückt, um am 29. Oktober 1944 Breda zu befreien. Diese Division war 1942 in Großbritannien gegründet worden und bestand hauptsächlich aus Emigrantensöhnen, Flüchtlingen aus Arbeitslagern, Kriegsgefangenen, denen die Flucht gelungen war, und Soldaten, die nach dem Fall Polens aus dem Land fliehen konnten. Im Dezember 1944 war der größte Teil der südlichen Niederlande befreit worden.

Nach der Befreiung des südlichen Teils der Niederlande wurden die eroberten Flugplätze von den Alliierten für Aufklärungsflüge und Luftangriffe genutzt. So starteten auch am Mittwoch, dem 29. Dezember 1944, um 10.00 Uhr zwölf Jagdflugzeuge vom Fliegerhorst Woensdrecht. Es war die norwegische Staffel Nr. 331 der Königlich Norwegischen Luftwaffe. Ihr Ziel war eine Aufklärungsmission über Deutschland. Eine dieser Spitfires hatte jedoch auf dem Rückweg technische Probleme. Es war das Flugzeug von Sgt. Vilhelm Nicolaysen. Er stürzte in der Nähe des Agelerweg-Wolfsbergweg in Reutum ab. Der Norweger konnte gerade noch rechtzeitig fliehen, weil die deutschen Truppen bereits vor Ort waren. Als sich herausstellte, dass der Pilot vermisst wurde, wurde die Spitfire von den Deutschen zerlegt: der schwere Motor, die Bewaffnung und die Instrumente wurden verschrottet. Dann wurde die Absturzstelle aufgegeben. Ein in der Nähe wohnender Bauer konnte das Flugzeug schließlich selbst mit seinem Pferdewagen bergen.

Die Pläne der alliierten Truppen für einen Durchbruch in den Norden der Niederlande führten zu den erforderlichen logistischen Maßnahmen in unserem Land. Dies wurde den Logistikabteilungen überlassen, darunter die 666. und 397. Quartermaster Truck Company. Dies waren afroamerikanische Einheiten. Tausende von Afroamerikanern kümmerten sich um die Verteilung, die Versorgung, die Wäsche und das Ausheben von Gräbern in Europa. Aufgrund tief verwurzelter rassistischer Gefühle in der amerikanischen Gesellschaft wurden jedoch bis zu 1,2 Millionen afroamerikanische Soldaten daran gehindert, höhere Ränge zu erreichen. Sie durften nur untergeordnete Positionen besetzen.

Im Frühjahr 1945 kämpften Polen, Kanadier und Franzosen beim Vorstoß in die nördlichen Niederlande. Über Deutschland zog die 1. polnische Panzerdivision weiter nach Ost-Groningen und befreite auf ihrem Weg in den Norden der Niederlande mehrere niederländische Städte, darunter Emmen. Delfzijl wurde von den kanadischen Cape Beton Highlanders befreit, einem Infanterieregiment mit schottischen Wurzeln. In der Nacht vom 7. auf den 8. April 1945 sprangen im Rahmen der Operation Amherst rund 700 Fallschirmjäger in der Nähe von Assen ab. Die Fallschirmjäger wurden in Gruppen von etwa 15 Mann in der gesamten Provinz Drenthe abgesetzt. Sie sorgten für Verwirrung unter den Besatzern und für die Einnahme von Brücken zugunsten des alliierten Vormarsches. Schließlich kapitulierte Deutschland am 4. Mai – und die Befreiung der gesamten Niederlande war erreicht.

Für die Historiker der AVG ist es wichtig, genau zu wissen, welche Truppen in und/oder in der Nähe eines Untersuchungsgebiets gekämpft haben. Viele von ihnen haben Kriegstagebücher hinterlassen. Hierin kann genau nachgelesen werden, an welchem Tag sie welche Aktionen durchgeführt haben. Oft können Historiker diese Informationen nutzen, um den Ort von Kampfhandlungen genauer zu bestimmen. Manchmal geht aus den Angaben in einem Kriegstagebuch auch hervor, welche Munition und/oder welcher Sprengstoff im Kampf verwendet wurde. Dies sind auch wichtige Informationen für Historiker, die sie in ihre vorläufigen Untersuchungsberichte aufnehmen und daraus Schlussfolgerungen ziehen können. Sollte als Ergebnis der Voruntersuchung eine Sprengstoffdetektion stattfinden, so wissen die ausführenden Spezialisten, auf welche explosiven Kampfmittelrückstände sie stoßen können. Sie müssen wissen, dass die Historiker der AVG bei ihrer Arbeit mit vielen Sprachen zu tun haben, da die alliierten Streitkräfte so viele verschiedene Nationalitäten zählten. Manchmal ist das eine ziemliche Herausforderung, wie bei polnischen Dokumenten. Es ist jedoch eine Herausforderung, die die Historiker von AVG gerne annehmen, um die Qualität unserer Arbeit weiter zu optimieren.

Geschrieben von Berdien de Wilde, Historikerin bei AVG Explosieven Opsporing Nederland.

Quellen:

Abbildung 1: Ein marokkanischer Soldat schleift sein Bajonett. Italien 1944. (Quelle: Praise Ojo ‘Mountain Warriors of WWII – Moroccan Goumiers’ in: War History Online vom 21-06-2018)

Abbildung 2: Afroamerikanische Soldaten mit Munition in Wijchen. (Quelle: Collectie Gelderland, Objekt-Nr. 4.2.1.283)

Abbildung 3: Ein Porträtfoto von Captain D.H. Currie, dem Kommandeur der Cape Breton Highlanders. Diese Aufnahme entstand in Bolsward. (Quelle: Verzetsmuseum Friesland, Bilderdatenbank Zweiter Weltkrieg. Bildnummer 119489)

 

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